Arbeiten am Limit
Sa., 26.11.2016
Bad Driburg(WB). Marco Congia tauscht den deutschen Winter gegen den südamerikanischen Sommer – und wird im Januar in Paraguay, Bolivien und Argentinien nicht nur wegen der dortigen Temperaturen ins Schwitzen kommen. Der Holzhausener ist einer von zwei Physiotherapeuten des X-Raid-Teams der Rallye Dakar.
»Ich freue mich sehr auf die Herausforderung. Das wird ein echtes Abenteuer in Extremsituationen«, blickt Congia, der in Bad Driburg die »Physiotherapie am Kurpark« betreibt, voraus.
Das deutsche X-Raid-Team, das 2002 von Sven Quant als Privatteam gegründet wurde, hat von 2012 bis 2015 viermal in Folge die Rallye Dakar gewonnen und schickt diesmal acht Teams an den Start. Zusammen mit einer Kollegin aus Frankfurt ist Marco Congia für die Versorgung der Fahrer zuständig.
Zweimal war er mit dem X-Raid-Team schon unterwegs. Im vergangenen Jahr verbrachte er bei einer kleineren Rallye in Polen ein Wochenende »zum Kennenlernen« mit den Fahrern. Im März war er eine Woche bei der »Abu Dhabi Desert Challenge« im Einsatz. Jetzt kommt die Königsklasse: drei Wochen Südamerika. »Ich habe bei den beiden vorherigen Rennen schon viele neue Erfahrungen sammeln können. Das war ganz wichtig. Wir arbeiten bei der Rallye Dakar ununterbrochen am Limit. Da muss man wissen, was auf einen zukommt«, erklärt der 39-Jährige. Zudem sei seine Frankfurter Kollegin auch schon bei der »Dakar« dabei gewesen und könne wichtige Tipps geben.
Schon im vergangenen Jahr hatte der Familienvater, der während der Arbeit in Südamerika seinen 40. Geburtstag feiern wird, das Angebot, bei der Rallye mitzuwirken, lehnte aber ab. »Im November 2015 ist unsere Tochter Josefine geboren. Da wollte ich nicht so lange weg«, erzählt er. Inzwischen ist Josefine ein Jahr alt, ihr großer Bruder Matteo drei. Ehefrau Nadin kümmert sich während der drei Wochen im Januar alleine um die Kinder, ermöglicht ihrem sportbegeistert Mann damit seinen Traum von Südamerika. »Ohne ihre Rückendeckung ginge das gar nicht«, unterstreicht Marco Congia, der unter anderem auch den Tischtennis-Bundesligisten TuS Bad Driburg betreut.
Am 29. Dezember fliegt er nach Lateinamerika, wo die Rallye Dakar seit 2009 ausgetragen wird. Start ist am 2. Januar in Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Die Strecke führt anschließend bis zum 14. Januar über knapp 9000 Kilometer auch durch Bolivien und Argentinien. »Das wird ein hartes Rennen für die Fahrer. Aber auch für uns ist es nicht leicht. Unsere Hauptarbeit startet, wenn die Fahrer im Ziel sind und geht oft bis weit nach Mitternacht. Viel Schlaf werden wir nicht bekommen«, blickt Marco Congia voraus. Vor allem die extremen Höhen flößen ihm Respekt ein. »Auch wir Physiotherapeuten und der Riesen-Tross aus Mechanikern und Ingenieuren, die das Team begleiten, müssen fit sein«, erläutert Congia, der sich mit Joggen und Krafttraining auf seinen Einsatz vorbereitet.
Die Route führt unter anderem quer über die Anden und entlang des Titicacasees. Der Ruhetag ist in La Paz auf 4000 Meter Höhe vorgesehen. Ziel der Rallye ist am 14. Januar in Buenos Aires. Zwei Tage später geht es für Marco Congia zurück nach Europa – und damit aus dem südamerikanischen Sommer wieder in den deutschen Winter.
Quelle: Silvia Rasche, Westfalen Blatt