Krafttraining ist ein wesentlicher Aspekt, welcher für die Schnelligkeit eines Sportlers verantwortlich ist. Allerdings wird bis heute noch kontrovers diskutiert, welche Übungen eine hohe Effizienz aufweisen, um die Trainingsziele zu erreichen (Wirth et al. 2016). Dabei ist die Schnelligkeit in der sportlichen Praxis durch eine Vielzahl von Erscheinungsformen und einem hohen Grad von Spezifik gekennzeichnet. Denn sie hängt zum einen von konditionellen (physiologischen und morphologischen) und zum anderen koordinativen (neuronalen) Faktoren ab (Bösing et al. 2014). Es wird angenommen, dass die regelmäßige Integration von Squats einen großen Einfluss auf die Schnelligkeit von Sportlern hat. Im Laufe dieses Artikels soll daher diese Hypothese begründet werden.

Zum Konstrukt der Schnelligkeit
Schnelligkeit vereint quantitative und qualitative Bewegungsvoraussetzungen zu einem Fähigkeitsbereich, der von Sportart zu Sportart sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Somit ist die Schnelligkeit im Sportspiel aufgrund der direkten Auseinandersetzung mit dem Gegenspieler besonders bedeutsam (Bösing et al. 2014). Wird das Konstrukt der Schnelligkeit aus biomechanischer Sicht betrachtet, so ist anzuführen, dass Schnelligkeit eng mit der Schnellkraft verbunden ist und sich je nach Wiederstands- und Kontraktionsbedingungen durch Start-, Explosiv- oder Reaktivkraft erklären lässt. Schnelligkeit entspricht allerdings aus koordinativ- technischer Sicht eine Koordination unter Zeitdruck, während aus trainingsmethodischer Sicht die Schnelligkeit als eigenständiges und komplexes Fähigkeitskonstrukt aufgefasst werden kann. Wird sich auf eine stark physiologische Differenzierung konzentriert, so lässt sich die elementare Schnelligkeit (in erster Linie Abhängig von der Qualität der neuromuskulären Steuer- und Regelprozesse) von der komplexen Schnelligkeit (abhängig von elementarer Schnelligkeit sowie Kraft und Ausdauer) unterscheiden (Güllich & Krüger2013)

Zur Wirkung von Squats
Squats stellen eine Form der Kniebeugen dar, welche in unterschiedlichen Variationen ausgeführt werden können, wie beispielsweise Volle-, Halbe- oder Viertel-Squats. Darüber hinaus lassen sich Squats auch als Sprungform zur Sprungdiagnostik einsetzen. So wird beim Squat Jump die maximale konzentrische Sprungkraft, während beim Counter-Movement-Jump die explosive maximale konzentrische Sprungkraft gemessen wird (Bisanz & Gerisch 2013).
Eine Vielzahl an Wissenschaftlern untersuchten bereits die Wirksamkeit von Squats auf die Kraft und somit auch auf die Schnelligkeit (Wirth 2016). Dabei kö
nnen strukturierte Programme dabei helfen, die körperliche Entwicklung zu fördern sowie Verletzungen vorzubeugen. Sogenannte Konditionierungen stimulieren das neuromuskuläre System und können demnach eine verbesserte Informationsverarbeitung erzeugen und die physiologischen Leistungsfähigkeit verbessern. Veränderungen im Bewegungsbereich können somit theoretisch zu verschiedenen Anpassungen führen. Dabei wurde insbesondere das Thema der tiefen Squats auf die Festigkeit in der Literatur diskutiert (Rhea 2016). Rhea et al. (2016) verglichen daher die Trainingseffekte bei Squats in unterschiedlichen Ausfü
hrungen. Dazu wurden die vertikale Sprungleistung und Sprintlaufleistung bei mä
nnlichen Sportlern untersucht, indem innerhalb der 16-wöchigen Trainingsdauer vor und nach dem Training Messungen durchgeführt wurden. Dabei konnte die Untersuchung deutlich herausstellen, dass Kraft gelenkspezifisch ist. Überdies schlussfolgern die Autoren, dass während der Sportkonditionierung Viertel-Squats empfohlen werden können, da diese das Springen und Sprinten deutlich verbessern konnten. Eine Maximierung der Geschwindigkeit und Sprungkraft war die Folge. Diese Forschungsergebnisse wiedersprechen allerdings älteren Untersuchungen, in welchen ein Training mit Vollen-Squats empfohlen wird. Daher bedarf es an dieser Stelle noch weitere Untersuchungen, um eine präzise und allgemeine Aussage treffen zu können.
Die Autorengruppe um Wirth (2016) prüften zudem den Einfluss von spezifischen Trainingsübungen auf die Schnell- und Maximalkraft im Rahmen eines 8-wöchigen Trainings. Insgesamt nahmen 78 Probanden an der Studie teil, welche in eine
Trainingsgruppe und in eine Kontrollgruppe unterteilt wurden. Innerhalb dieser Gruppen wurden zwei Untergruppen gebildet, wobei eine Gruppe in Squat- Training und die andere Gruppe ein Training mit der Beinpresse absolvierten. Die Ergebnisse konnten zeigen, dass die Squat-Gruppe ihre Leistungen, im Vergleich zur Gruppe der Beinpresser, signifikant verbessern konnten. Beim Squat Jump verbesserte sich die Leistung um 12,4 Prozent und beim Counter-Movement-Jump um 12 Prozent, während sich die Werte in der Beinpress-Gruppe lediglich um 3,5 Prozent beim Squat Jump und 0,5 Prozent beim Counter-Movement-Jump verbessern konnten. Hieraus schließen Wirth et al., dass Squat als Trainingsmethode das effektivere Training ist, um seine Schnellkraft zu verbessern. Diese Ergebnisse begründen daher das Erfordernis, die Auswirkungen der neuromuskulären Fähigkeiten auf spezifische Sportsegmente zu übertragen. In einer weiteren aktuellen Studie untersuchten Loturco (2016) die optimale Trainingsbelastung bei Fußballspielern. So konnte gezeigt werden, dass die Integration von Squats in das Training die Schnelligkeit der Spieler deutlich verbessern konnte.
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse für die physiotherapeutische Praxis?
Für die Physiotherapie spielen Squats bereits schon seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle. Allerdings hat diese Methode eine immer größere Bedeutung für die Sportwissenschaften. Es kann an dieser Stelle angenommen werden, dass die Integration von Squats in den Trainingsalltag eine wesentliche Bereicherung für den Sportler, insbesondere im Rahmen Spielsportarten, darstellt. Um jedoch als Physiotherapeut optimal Athleten begleiten zu können, bedarf es noch weiterer Forschungsergebnisse. Hierzu müsste unter anderem geklärt werden, ob Viertel- Squats oder Volle-Squats einen optimalen Trainingseffekt erzielen können. Ebenso werden die Untersuchungen mit unterschiedlichen Kniewinkel durchgefü hrt, sodass ein direkter Vergleich nicht möglich ist. Als weiterer Kritikpunkt kann zudem angeführt werden, dass in solchen Studien nicht die Zuwächse an Muskelmasse berücksichtigt wurden. Auf weitere Forschungsergebnisse ist daher zu hoffen.
Literatur:
Bisanz, G., Gerisch, G. (2013): Fussball. 2. Auflage. Aachen: Meyer & Meyer
Verlag.
Bösing, L., Bauer, C., Remmert, H., Lau, A. (2014): Handbuch Basketball. 2.
Auflage. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Güllich, A., Krüger, M. (2013): Sport. Das Lehrbuch für das Sportstudium. Berlin,
Heidelberg: Springer Verlag.
Loturco, I., Nakamura, F.Y., Kobal, R. et al. (2016): Traditional Periodization versus
Optimum Training Load Applied to Soccer Players: Effects on
Neuromuscular Abilities. Int J Sports Med, [Epub ahead of print].
Rhea, M., Kenn, J.G., Peterson, M.D. et. al. (2016): Joint-Angle Specific Strength
Adaptations Influence Improvements in Power in Highly Trained
Athletes. Human Movement, 17 (1), S. 43-49.
Wirth, K., Hartmann, H., Sander, A. et al. (2016): The Impact of Back Squat and
Leg-Press Exercises on Maximal Strength and Speed-Strength Parameters. J Strength Cond Res., 30 (5), S. 1205-1212.