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Lesenswertes von mir und meiner Arbeit

Marco Congia: Unspezifische und chronische Rückenschmerzen – Ein Fall für die Osteopathie?

Unspezifische und chronische Rückenschmerzen treten in der Bevölkerung besonders häufig auf und sind in der Behandlung äußert langwierig und teuer. Sie gehören zu den häufigsten Schmerzproblemen und führen oftmals zu einer Langzeit-Einschränkung.

Aus diesem Grund ist die Notwendigkeit gegeben, osteopathische Behandlungsmöglichkeiten von chronischen und unspezifischen Rückenschmerzen zu untersuchen. So setzten sich in den vergangenen Jahren immer wieder Wissenschaftler mit dieser Problematik auseinander. Eine systemische Literaturrecherche im Jahre 2013 ergab, dass die Osteopathische Manipulative Therapie (OMT) einen signifikanten Einfluss auf die akute Schmerzlinderung und chronischen Rückenschmerzen hat.

Hierbei wurde der Schwerpunkt auf Rückenschmerzen in der Schwangerschaft und bei Frauen nach der Entbindung gelegt. Desweiteren ergab eine randomisierte kontrollierte Studie, dass nach vier osteopathischen Behandlungen bei Schwangeren in einem Zeitraum von acht Wochen, positive Veränderungen in der Intensität und in der Häufigkeit von Rückenschmerzen zu messen waren. Hierdurch konnte eine Verbesserung der Aktivitäten der Frauen herbeigeführt werden.

In einer weiteren Untersuchung bedarf es nun fünf Behandlungseinheiten über einen Zeitraum von zehn Wochen, um eine statistisch signifikante Verbesserung messen zu können. Eine andere Studie konnte zeigen, dass osteopathische Behandlungen sich positiv auf die Linderung der Rückenschmerzen im thorakolumbalen Übergang, also zwischen unterer Brustwirbelsäule und oberer Lendenwirbelsäule, auswirken.

Schon mittels weniger therapeutischer Maßnahmen ist es möglich, eine signifikante Verbesserung der Schmerzwahrnehmung bei chronischen Schmerzen herbeizuführen. Sowohl die Schmerzintensität, als auch die Schmerzqualität können maßgeblich beeinflusst werden.

In seinen Forschungen ging der Wissenschaftler Heinze (2006) der Frage nach, wie wirksam osteopathische Behandlungen bei Patienten sind, die unter subkutanem tiefen Rückenschmerzen leiden. Auch hier konnte nachgewisen werden, dass die Osteopathie eine geeignete Therapieform für dieses Krankheitsbild sein kann.

Als Physiotherapeut, der sich osteopathisch weiterbildet, verfolge ich diese Erkenntnisse mit großem Interesse. Die moderne Lebenswelt hat ihren Preis und Rückenschmerzen sind mittlerweile die alltäglichen Probleme vieler Menschen. Die Osteopathie kann da für einige Rückenpatienten durchaus ein interessanter Behandlungsansatz sein. Vielleicht haben Sie ja einen guten Osteopathen in Ihrer Nähe.

Ihr Marco Congia

Literatur:
Belz, S. / Brix, K. / Menges, A. (2014): Wie groß ist der Erfolg einer ganzheitlichen osteopathischen Behandlung bei Frauen mit persistierenden unspezifischen Rückenschmerzen post partum? Randomisierte kontrollierte Studie. College Sutherland.
Deichmeier, F. / Fischern von, I. / Heinbücher, A. (2008):Osteopathie bei chronischem Schmerz. College Sutherland.
Franke, H / Franke, JD / Fryer, G (2014): Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis. BMC Musculoskeletal Disorders 2014, 15, S. 286.
Gundermann, S. (2013): Osteopathische Behandlung von Schwangeren mit Rückenschmerzen. Eine randomisierte kontrollierte Studie. Still Academy Osteopathie.
Heinze, G. (2006):Wie groß ist der Erfolg einer ganzheitlich osteopathischen Behandlung bei einem subakuten tiefen (lumbalen) Rückenschmerz? Eine randomisierte kontrollierte Studie. SKOM, Privatschule für Klassische Osteopathische Medizin.
Lützelberger, M. (2009): Kann die osteopathische Behandlung einen positiven Einfluss auf den Rückenschmerz im Bereich des thorakolumbalen Überganges haben? SKOM, Privatschule für Klassische Osteopathische Medizin.
Röhrich, K. (2014): Osteopathische Behandlung von Schwangeren mit Rückenschmerzen. Eine randomisierte kontrollierte Studie. Still Academy Osteopathie.

Marco Congia über neuromuskuläres Training zur Reduzierung von Kreuzbandverletzungen

Eine vordere Kreuzbandruptur ist eine Verletzung, die mit einer Häufigkeit von rund 20 Prozent aller Knieverletzungen relativ oft auftritt. Sie tritt typischerweise als Sportverletzung auf und ist vorwiegend bei Ballsportarten anzutreffen. Hierbei stehen klassische Unfallursachen, wie das indirekte Valgustrauma oder das Rotationstrauma, im Vordergrund. Aber auch das Hyperflexionstrauma ist nicht selten. Insbesondere Athletinnen weisen ein erhöhtes Risiko für diese Art der Verletzung auf. Am häufigsten ist hiervon die Altersgruppe zwischen 15 und 30 Jahren betroffen. Allerdings können auch bei Kindern und Jugendlichen Rupturen des vorderen Kreuzbandes auftreten.

So konnten klinische Untersuchungen zeigen, dass mit neuromuskulären Trainingsmethoden eine Verletzungsreduktion der vorderen Kreuzbänder erreicht werden kann. Eine systematische Überprüfung bisher veröffentlichter Klinischer Studien zur Verringerung von Kreuzbandverletzungen bei jungen Athletinnen kam im Jahr 2015 zu dem Ergebnis, dass insbesondere Krafttraining und Rumpf-Kontroll-Übungen effektiv präventiv wirken können. Um eine Verbesserung der Rumpfkontrolle zu erreichen, bedarf es jedoch eines Gleichgewichtstrainings. Dieses begünstigt eine Stabilisierung des proximalen Segments, denn eine asymmetrische Landetechnik mit dem Fuß stellt ein Risiko für eine vordere Kreuzbandverletzung dar. Ein neuromuskuläres Training mit polymetrischen Übungen, kombiniert mit einem Gleichgewichtstraining, kann als eine effektive Methode zur Verletzungsreduktion benannt werden.

Eine Autorengruppe um den US Wissenschaftler Dai Sugimoto (s. u.) kam zu diesem Resultat, nachdem sie Studien aus den Fachliteraturdatenbanken PubMed und EBESCO hinsichtlich festgelegter Suchkriterien analysierten. Jedoch stellten sie auch die Begrenztheit dieser Studie dar, denn diese Ergebnisse können nur auf junge und weibliche Personen verallgemeinert werden. Darüber hinaus konnte lediglich eine Studie mit männlichen Probanden identifiziert werden. Des Weiteren war ein Vergleich auch dahingegend als problematisch einzustufen, weil gleichzeitig eine Vielzahl von Sportarten, wie Fußball, Handball und Basketball, in den Klinischen Studien überprüft wurden. Als Sport-Physiotherapeut sehe ich also noch die Notwendigkeit von weiteren Studien, um die Auswirkungen von spezifischen Übungen auf das Verletzungsrisiko und der Reduktion solcher Verletzungen, besser beurteilen zu können. Ihr Marco Congia.

Literatur:
Petersen, W. / Zantop, P. (2009): Das vordere Kreuzband. Grundlagen und aktuelle Praxis der operativen Therapie. Köln: Deutscher Ärzteverlag.
Sugimoto, D. et al. (2015): Specific exercise effects of preventive neuromuscular training intervention on anterior cruciate ligament injury risk reduction in young females: meta-analysis and subgroup analysis. In: British Journals of Sports Medicine, 49(5):282-28.