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Lesenswertes von mir und meiner Arbeit

Warum viele europäische Teams bei der Fußball-WM so früh nach Hause fahren mussten

Wer die WM in Brasilien aufmerksam beobachtet hat, kommt um diese Frage nicht herum: Warum waren viele der europäischen Spitzenteams wie Spanien, Italien oder Portugal bei der Weltmeisterschaft so schwach?

Hierzu gibt es eine Vielzahl an Spekulationen und Theorien, die von dem ungewohnten tropischen Klima bis hin zur überragenden Stärke der Südamerikaner reichen. Mir scheint besonders folgender Aspekt vernachlässigt worden zu sein: Das Zusammenspiel vom Mineral- und Elektrolythaushalt der Leistungssportler, welches insbesondere bei der extrem hohen Luftfeuchtigkeit in Brasilien Beachtung finden muss, ist nicht ausreichend berücksichtigt worden.

So sind für die Funktionen im Körper, insbesondere zum Zeitpunkt der Belastung sowie der Entlastung, die zur Verfügung stehenden Mineralien von größter Bedeutung. Mineralstoffe sind Bestandteil des Hartgewebes und sind für den Aufbau von Knochen und Zähnen entscheidend verantwortlich.

Von Elektrolyten kann hingegen gesprochen werden, wenn die Mineralstoffe eine elektrische Landung tragen und sich in gelöster Form befinden. Elektrolyte dienen dazu, die Gewebespannung, den Wasserhaushalt, den pH-Wert sowie den osmotischen Druck zu regulieren und aufrecht zu erhalten. Extreme Belastungen können dazu führen, dass der Elektrolythaushalt empfindlich gestört wird, mit der Folge, dass es zu Unterversorgungen und Funktionsstörungen kommt.

Ein leistungsorientiertes Training führt zu einem erhöhten Schweißverlust, so dass Mineralstoffe verloren gehen und eine Supplementierung mit Elektrolyten notwendig ist.

Als Sport-Physiotherapeut, rate ich, Marco Congia, daher den von mir betreuten Sportlern immer wieder zu einem adäquaten Ersatz von Wasser und Elektrolyten, um die Leistung über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten zu können und um der Elektrolytentgleisung entgegen zuwirken.

Für die extremen Belastungssituationen, wie sie bei der WM gegeben sind, reicht ein herkömmliches Mineralwasser nicht mehr aus. Das Trinken von viel Wasser, welches nur wenige Mineralien enthält, führt zu einem erheblichen Mineralstoffmangel und im schlimmsten Fall zu einer Überwässerung des Körpers. Mein Tipp für solche Belastungssituationen: Isotonische Getränke einsetzen. Diese enthalten neben den benötigten Mineralstoffen auch noch Kohlenhydrate, die für schnell verfügbare und anhaltende Energie sorgen.

Fußball WM in Brasilien deckt Trainingsdefizite auf

„Pechvogel Reus fällt drei Monate aus“ titelte t-online.de nachdem sich Marco Reus im letzten Vorbereitungsspiel der deutschen Nationalelf zur Fußball WM 2014 ernsthaft verletzte. Der Nationalspieler hätte mit seinem Spielspaß und seinem Kreativpotential dem deutschen Spiel bei der WM sicherlich gut getan und war als Mittelfeldmotor fest eingeplant.

Stattdessen also eine Zwangspause für den Dortmunder Angreifer zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Diagnose: Teilriss der Syndesmose und ein Bandausriss an der Vorderseite des Fersenbeins.Im WM-Achtelfinale gegen Algerien kam dann auch noch das Zwangsaus für Nationalmannschafts-Neuling Shkodran Mustafi. Diagnose: Muskelbündelriss. Was so schicksalshaft erscheint, ist alles andere als ein böser Zufall.

Bänder- und Muskelverletzungen sind meist Fehler in der Trainingssteuerung. Trainingsdefizite zeigen sich dann, wenn die Spieler erschöpft sind. So verletzte sich Reus ohne Einwirkung des Gegners in der 43. Minute, also kurz vor der Halbzeitpause, und Mustafi musste in der 70. Minute vom Feld gebracht werden.

Gerade über den Verletzungsvorgang bei Marco Reus bin ich, Marco Congia, immer noch entsetzt. Wie kann es sein, dass ein junger Spieler mit täglichem Training und mit Rundumbetreuung sich im Spiel ohne Fremdeinwirkung derartig schwer verletzt? Aus meinen Fortbildungen bei Fitnessguru Mark Verstegen in den USA weiß ich, dass nach den dortigen Trainingsprinzipien ausgebildete Sportler – statistisch nachweisbar – nur äußerst selten solche Verletzungen erleiden.

Kraft- und Konzentrationsmangel sind die entscheidenden Ursachen solcher Verletzungsmuster, wie sie unsere beiden Nationalspieler erlitten haben. Ich bin mir sicher: Der moderne Hochgeschwindigkeitsfußball verlangt ein grundsätzliches Umdenken bei der Trainingsvorbereitung. Übrigens sind die großen Verletzungssorgen nicht allein ein deutsches Problem: Noch nie mussten so viele Spitzenspieler verletzungsbedingt auf eine WM-Teilnahme verzichten und noch nie war der Verletzungsstand in den europäischen Ligen so hoch wie in der vergangenen Saison.

Ich fordere deshalb seit langem ein Umdenken bei der Spielervorbereitung und ein höheres Auswechslungskontingent im Profi-Fußball.